Manchmal frage ich mich, ob wir vergessen haben, dass Bewerber:innen Menschen sind. In vielen Recruitingprozessen sehe ich heute vor allem eins: Automatisierung, Hochglanzanzeigen, Performance-Kampagnen auf Knopfdruck.
Wer sucht, soll bitte schnell klicken, swipen, liefern.
Als würde es nur um Reichweite und Conversion gehen – nicht um Menschen, die einen großen Teil ihres Lebens neu ausrichten wollen.
Ich beobachte das besonders bei teuren Ad-hoc-Kampagnen, die vielfach verkauft werden. Hochpreisig, schnell aufgesetzt, mit Versprechen auf „mehr Bewerbungen in 14 Tagen“. Klingt gut. Funktioniert selten nachhaltig. Und viele Arbeitgeber machen mit – aus Zeitdruck, Unsicherheit oder Hoffnung auf schnelle Erfolge.
Ich finde: Das ist ein Trugschluss.
Vor allem, weil viele Bewerber:innen berichten, oftmals noch nicht einmal Rückmeldung auf Ihre Bewerbung zu bekommen. Auch nicht auf nachfragen. Klingt doch ganz nach einem System-Kollabs zu Lasten beider Parteien.
Denn was auf der Strecke bleibt, ist der Mensch – der Bewerber.
Es geht nicht um Zahlen, sondern um Beziehungen. Um Passung. Um Werte. Und um echte Geschichten, die man nicht in 200 Zeichen ausdrücken kann.
In meinen Gesprächen mit Bewerbern spüre ich, wie viel da mitschwingt: Zweifel, Sehnsucht, Wunsch nach Sinn und einem Umfeld, das wirklich passt.
„Neulich erzählte mir eine Bewerberin, dass sie nach einer automatisierten Bewerbung auf einen Senior Level Job nicht einmal eine Eingangsbestätigung erhielt. Nach zwei Wochen fragte sie nach – keine Antwort. ‚Ich hatte das Gefühl, als wäre ich nur ein weiterer Klick in der Statistik,‘ sagte sie enttäuscht.
Genau das ist das Problem: Wer Menschen wie Produkte behandelt, verliert sie – nicht nur als Bewerber, sondern auch als Markenbotschafter.“
Menschen sind keine Consumer. Wir alle sind Bewerber:innen, denn es sind unsere Freunde, Geschwister, Kolleginnen – vielleicht demnächst du selbst.
Deshalb mein Appell: Lasst uns aufhören, Recruiting wie E-Commerce zu denken.
Menschen suchen keine Produkte. Sie suchen Orte, an denen sie wirken können.
Ich gehe einen anderen Weg: fundiert, nachhaltig, mit Substanz.
Der ist am Anfang vielleicht unbequemer, weil er Beteiligung verlangt – vor allem von den Entscheidern. Aber er ist langfristig erfolgreicher. Und vor allem kostengünstiger. Denn gute Arbeitgeberkommunikation erzeugt ein Grundrauschen – nicht nur Klicks.
So geht’s besser:
Wer langfristig erfolgreich sein will, setzt auf echte Beziehungen statt auf schnelle Klicks. Das bedeutet: zuhören, wertschätzen, individuell auf Menschen eingehen und gemeinsam herausfinden, was wirklich passt – fachlich wie menschlich. Statt Bewerber durch den „Job Shop“ zu schleusen, lohnt sich ein ehrlicher Dialog auf Augenhöhe. Denn wer Menschen als Menschen behandelt, gewinnt nicht nur Mitarbeitende, sondern auch Botschafter für die eigene Arbeitgebermarke.
Recruiting mit Substanz – das zahlt sich aus.